Donnerstag, 13. Juni 2019
Stopp Stopp Stopp
Donnerstag, 9. August 2018
Als ich Hans Imhoff damals in seiner Wohnung in Frankfurt und dann 1977 noch einmal an seinem Stand auf der Buchmesse besuchte, hatte er nur wenig Zeit für mich. Das war aber ganz okay so. Er hatte schliesslich noch einiges zu schreiben. Inzwischen ist er 79 Jahre alt und hat mehr als 70 Bücher veröffentlicht.
HansImhoff
Seine Höhepunkte, was öffentliche Aufmerksamkeit betrifft, hatte er, als ich ihn kennenlernte, schon hinter sich. Er hatte eine Vorlesung von Mitscherlich gesprengt und das Podium von Habermas okkupiert, bis dieser den Hörsaal verliess. Und er hatte die Uraufführung von Peter Handkes "Kaspar" im Frankfurter "Theater am Turm" unterbrochen, war auf die Bühne gestiegen, um zu verkünden, er gebe jetzt eine Pressekonferenz. Der Spiegel berichtete.

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46050055.html
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46050057.html

Er stellte unter anderem die Theorie auf, dass es das Kriterium eines modernen Stückes sei, ob es ohne Einbusse an Qualität jede Unterbrechung überstehen und anschliessend fortgesetzt werden könne. Es konnte. Von dem Stück spricht heute zwar niemand mehr und von Hans Imhoff, der sich ganz zum Schreiben und Philosophieren zurückgezogen hat, erfährt die Öffentlichkeit kaum noch was. Seine spektakulären Aktionen haben halt mehr hergemacht.

Lars Eidinger

Quelle: Von Siebbi - Lars Eidinger, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=31469376

Wenn Lars Eidinger nicht so ganz anders wäre als Imhoff, würde ich ihn als dessen Nachfolger und Realisator betrachten, allerdings nur was den Teilaspekt der Unterbrechungstheorie anbelangt.

Er benutzt die Bühne ja nicht als Zuschauer, um sie zu entern - weil er als Schauspieler eh schon draufsteht. Er kann jedoch das Stück, in dem er gerade selber mitspielt, anhalten und sich an einzelne Zuhörer im Publikum wenden. Um sie gegebenenfalls auch hinauszubitten. Wenn sie sich zum Beispiel so offensichtlich langweilen, dass sie das Gähnen nicht unterdrücken können.

SZEidinger

SZ Magazin 22/2012 vom 01.06.2012

Diese Art, das Publikum direkt und ohne Regieanweisung anzusprechen oder regelrecht zu beschimpfen - was nichts mit Handkes "Publikumsbeschimpfung" zu tun hat - kennen wir sonst nur von Kabarettisten wie zum Beispiel Matthias Egersdörfer, auf den ich durch den geschätzten Kollegen Trithemius aufmerksam wurde.

https://youtu.be/M7erSMFDLP4

https://trittenheim.wordpress.com/2018/08/09/forschungsreise-zu-den-franken-7-grau-fahren/

Dieser ist dabei so echt grob, dass den Zuschauern das Lachen im Gesicht erstirbt und man förmlich sieht, wie sie zu sich selber sagen "Bleib ganz gelassen, das ist ja nur Kabarett, da müssen wir jetzt durch."

Aber man muss auch mal Stopp sagen können. Wenn man der Meinung ist, dass etwas in die falsche Richtung läuft. Als Goebbels damals im Berliner Sportpalast die Leute fragte, ob sie eventuell ganz gerne den totalen Krieg mögen täten, hätten die Leute - statt im Chor "JA" zu brüllen - einfach mal die Klappe halten sollen. Solche Entscheidungen muss man doch erst mal überschlafen.

Natürlich weiss man nie im Voraus, wie alles weitergeht. Bei manchen weiss man es wiederum sehr wohl, zum Beispiel wenn zum Krieg aufgerufen wird. Und bei anderen weiss man es überhaupt nicht. Eine Denkpause sollte daher in jedem Fall und immer gestattet sein.

So viel für heute. Was diese Zeilen hier betrifft, wissen wir noch nicht, ob sie den letzten Eintrag einer 2003 begonnenen Serie bilden oder den ersten einer neuen Serie. In letzterem Fall sind sie ein Übergangseintrag und Pausenfüller. Was danach kommt, weiss keiner.

Vielleicht kommt es ja nur noch zu einem weiteren Pausenverlängerungseintrag. Wer weiss.

https://www.google.de/search?q=hans+imhoff+schriftsteller&safe=off&source=lnms&sa=X&ved=0ahUKEwjf5fSf1N_cAhXD-KQKHbb4BsoQ_AUICSgA&biw=1366&bih=631&dpr=1

https://bazonbrock.de/werke/detail/?id=3102§id=2721

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Montag, 15. Oktober 2018
Wiener
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Donnerstag, 5. April 2018

Sarah Wiener

Der Vater der Starköchin Sarah Wiener veröffentlichte vor fast 50 Jahren ein nicht nur für mich damals sehr wichtiges Buch mit dem Titel "Die Verbesserung von Mitteleuropa, Roman".

In seinem epochalen Werk, das alles andere als ein Roman ist, hat Oswald Wiener schon 1969 wichtige Entwicklungen vorhergesehen.

Oswald Wiener

Die Kubakrise lag erst wenige Jahre zurück und die Berliner Mauer sollte noch ganze 20 Jahre lang bestehen bleiben. Die Ankündigung, dass das Ende des Kalten Krieges unausweichlich bevorstehe, klang da eher illusorisch.

Zentrales Thema von Oswald Wiener war die zunehmende Bedeutung der von dem Mathematiker Norbert Wiener einige Jahrzehnte zuvor begründeten Kybernetik, also der Regel- und (Selbst-)Steuerungstechnik (von griechisch κυβερνειν (kybernein) = "steuern"), auf der letztlich unsere gesamte Digitalisierung basiert.

Oswald Wiener befasste sich unter anderem mit den Bereichen Künstliche Erlebniswelten und Künstliche Intelligenz. Er sah Entwicklungen voraus, auf denen heute Augmented Reality, Google Glasses und Videospiele basieren.

Vater & Tochter Wiener

Nachdem er zeitweise ein eigenes Lokal in Berlin betrieben hatte, lebt er heute zurückgezogen in Kanada.

Kochbuch Sarah Wiener La Dolce Wiener
Wiener-Dimensionen umfassen vieles, vom Dolce Vita bis zur Verbesserung von Lebensbedingungen durch Informationstechnologie

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Mittwoch, 22. August 2018
Gezondheid
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1.März 2018

Bei uns gab's heute Chicorée, hatten wir gestern schon vom Edeka mitgebracht.

chicon

Ein wichtiger Lieferant des in Frankreich "endive" genannten und sehr charaktervollen Gemüses ist Belgien. Da heisst es allerdings "Chicon". Und das auch nur in der frankophonen Hälfte des Landes.

Die Vlamingen in Vlaanderen (Flamen in Flandern) haben dafür das vlaamse woord "witloof" (Weissblatt).

Jedenfalls hat es nicht nur eine aparte bittere Geschmacksnote, sondern ist auch sehr gesund. Wegen wenig Kalorien, viel Ballaststoffe und so weiter. Lilli hat es als überbackene Chicorée mit Schinken gemacht.

Auflauf

Pippi neu

Nachschlag
Nachschlag. Dazu gab's zerrissene Baguette.
Lecker lecker lecker!
Mein Lieblingsessen!

Man soll ja immer auf seine Gesundheit achten. Der Holländer sagt gerne "Op uw gezondheid!", wo wir Deutschen etwas unpräzise auf unser "Wohl" trinken.

Oder sagen wir es doch mal mit den Worten des Passanten, der neulich in einer Fussgängerzone befragt wurde, ob er für ein Teilverbot von Dieselfahrzeugen sei. "Ja, wenn die Gesundheit der Bevölkerung auf dem Trapez steht..."

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Samstag, 11. August 2018
Highlights & Rituale
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12. Februar 2018

Das war mal wieder ein ganz interessanter Tag heute. Er war nicht wie andere Tage, obwohl es gewisse Rituale, Konstanten und Höhepunkte gab, die sich in regelmässigen oder unregelmässigen Abständen wiederholen.

Meine Frau hatte Frühschicht, so dass ich zwischen acht und neun allein aufwachte und Kaffee trank. Nach dem Checken von Mails, Spiegel Online und WordPress machte ich mich gegen 11.30 Uhr auf den Weg zur Migros in der Schweiz, in der ich etwa einmal pro Woche einige Dinge kaufe, die es hier nicht so gibt.

Unter den verschiedenen Gedanken, die mir beim Autofahren immer durch den Kopf gehen, war diesmal unter anderen der, dass ich beschloss, meine Wunschliste bei Amazon zu löschen. Sie enthielt ungefähr 30 verschiedene Artikel, hauptsächlich Bücher, die ich im Lauf der Zeit da notiert hatte, um sie vielleicht irgendwann mal zu bestellen.

Wieder daheim, habe ich diese Liste dann komplett gelöscht. Man könnte also sagen, dass ich jetzt wunschlos glücklich bin, das wäre so eine naheliegende Redewendung.

Dann lud ich die Spülmaschine, räumte ein bisschen auf und saugte hier und da, keine grosse Arbeit. Meine beiden Dyson-Staubsauger haben je eine Arbeitszeit von etwa 10 Minuten, dann muss man sie erst mal wieder stundenlang aufladen. Das ist eigentlich ziemlich praktisch.

Mein Schatz kam dann mit zwei Stück Quiche nach Hause, eine Gemüse-Quiche für sie und eine Quiche Lorraine für mich.

Wir sprachen ein bisschen über dies und das, bevor ich dann zum Telefon griff, um einen weiteren Beschluss in die Tat umzusetzen, den ich ebenfalls am Vormittag im Auto gefasst hatte. Ich rief den Friseursalon in Frankreich an und vereinbarte einen Termin für morgen 16.30 Uhr mit Alexia.

Da mein Schatz sich dann hinlegen wollte, wie sie es meistens am ersten Frühschicht-Tag macht, und das Wetter zwar kalt, aber sonnig und schön war, zog es mich wieder ins Freie.

Ich machte eine kleine Tour zur Aral Tankstelle, wo ich immer das teure Ultimate 102 tanke, mit dem man tatsächlich mehr Kilometer macht, wie mir auch andere schon bestätigt haben. Ob es auch den "Motor reinigt", weiss ich natürlich nicht, ich kann ja nicht reinkucken.

Es war zwischen 16.00 Uhr und 16.30 Uhr, als ich im Autoradio die Büchersendung vom Deutschlandfunk hörte, die oft ein kleines Highlight in meinem Tagesablauf ist.

Het Bureau

Es war die Rede vom siebenbändigen 5.000-Seiten-Roman "Het Bureau" von J.J. Voskuil ("Das Büro" in der Übersetzung von Gerd Busse, erschienen im Verbrecher Verlag). Naja, ich hab erst mal Band 1 bestellt, man weiss ja nie, wieviel Zeit einem noch bleibt.

Unsere Flusskreuzfahrt im Mai haben wir inzwischen fest gebucht und freuen uns schon sehr darauf. Sie ist unser vorläufiges Nah- und Fernziel. Die Dame in der Schweiz nennt sowas einen "Aufsteller".

Dieses Wochenende gehen wir erst mal wieder getrennte Wege und einige näherliegene Aufsteller gibt es ebenfalls noch. Für mich und heute gehört dazu die kommende Nacht. Werde die einzunehmende Fenchelteemenge in der Hoffnung verdoppeln, schneller und besser einzuschlafen und noch angenehmere Träume zu haben.

Und da befällt mich doch prompt ein Ohrwurm. Kreuzberger Nächte sind lang! Erst fangse ganz langsam an, aber dann, aber dann!

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