Kultbuch 2, 133 Seiten DIN A4, ausgewählte Einträge von 2017 bis 2023.
Beide Bände professionell mit Hotmelt in Gaze klebegebunden,
dreiseitig glatt beschnitten, 4/4-farbig Euroskala.
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Als dann die Taschenbuchausgabe des "Walser-Wälzers" auf den Markt kam, wurde ich in einer Buchhandlung in Wiesbaden erst mal nach meinem Alter gefragt.
Ich weiss nicht mehr, welche Zahl ich ihr genannt habe, ich muss ungefähr 14 Jahre alt gewesen sein. Aber ich weiss noch genau, was die freundliche und gewissenhafte Buchhändlerin sagte.
"Ich finde, Sie sind noch zu jung für dieses Buch. Sie können natürlich in jede andere Buchhandlung gehen. Aber ich kann es Ihnen leider nicht verkaufen."
"Respekt, Respekt", dachte ich nur.
Ich ging also in einen anderen Laden, wo mir das anscheinend so "jugendgefährdende" Buch dann auch problemlos verkauft wurde.
Leider kann ich mich an keinerlei Einzelheiten des Werks mehr erinnern. Eine schöne Rezension gab es im SPIEGEL unter der Überschrift „Halbzeit: Unentschieden".
Martin Walser ist mir jedoch seither ein fester Begriff, auch wenn ich gar nicht so viele Bücher von ihm gelesen habe.
Erst 2003 habe ich ihn zum ersten Mal auf einer Lesung erlebt. 2007 in Badenweiler hatte ich sogar ein Gespräch mit ihm. Wir unterhielten uns unter anderem über Schuhe.
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Als ich Hans Imhoff damals in seiner Wohnung in Frankfurt und dann 1977 noch einmal an seinem Stand auf der Buchmesse besuchte, hatte er nur wenig Zeit für mich. Das war aber ganz okay so. Er hatte schliesslich noch einiges zu schreiben. Inzwischen ist er 79 Jahre alt und hat mehr als 70 Bücher veröffentlicht.
Seine Höhepunkte, was öffentliche Aufmerksamkeit betrifft, hatte er, als ich ihn kennenlernte, schon hinter sich. Er hatte eine Vorlesung von Mitscherlich gesprengt und das Podium von Habermas okkupiert, bis dieser den Hörsaal verliess. Und er hatte die Uraufführung von Peter Handkes "Kaspar" im Frankfurter "Theater am Turm" unterbrochen, war auf die Bühne gestiegen, um zu verkünden, er gebe jetzt eine Pressekonferenz. Der Spiegel berichtete.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46050055.html
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46050057.html
Er stellte unter anderem die Theorie auf, dass es das Kriterium eines modernen Stückes sei, ob es ohne Einbusse an Qualität jede Unterbrechung überstehen und anschliessend fortgesetzt werden könne. Es konnte. Von dem Stück spricht heute zwar niemand mehr und von Hans Imhoff, der sich ganz zum Schreiben und Philosophieren zurückgezogen hat, erfährt die Öffentlichkeit kaum noch was. Seine spektakulären Aktionen haben halt mehr hergemacht.
Quelle: Von Siebbi - Lars Eidinger, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=31469376
Wenn Lars Eidinger nicht so ganz anders wäre als Imhoff, würde ich ihn als dessen Nachfolger und Realisator betrachten, allerdings nur was den Teilaspekt der Unterbrechungstheorie anbelangt.
Er benutzt die Bühne ja nicht als Zuschauer, um sie zu entern - weil er als Schauspieler eh schon draufsteht. Er kann jedoch das Stück, in dem er gerade selber mitspielt, anhalten und sich an einzelne Zuhörer im Publikum wenden. Um sie gegebenenfalls auch hinauszubitten. Wenn sie sich zum Beispiel so offensichtlich langweilen, dass sie das Gähnen nicht unterdrücken können.SZ Magazin 22/2012 vom 01.06.2012
Diese Art, das Publikum direkt und ohne Regieanweisung anzusprechen oder regelrecht zu beschimpfen - was nichts mit Handkes "Publikumsbeschimpfung" zu tun hat - kennen wir sonst nur von Kabarettisten wie zum Beispiel Matthias Egersdörfer, auf den ich durch den geschätzten Kollegen Trithemius aufmerksam wurde.
https://youtu.be/M7erSMFDLP4
https://trittenheim.wordpress.com/2018/08/09/forschungsreise-zu-den-franken-7-grau-fahren/
Dieser ist dabei so echt grob, dass den Zuschauern das Lachen im Gesicht erstirbt und man förmlich sieht, wie sie zu sich selber sagen "Bleib ganz gelassen, das ist ja nur Kabarett, da müssen wir jetzt durch."
Aber man muss auch mal Stopp sagen können. Wenn man der Meinung ist, dass etwas in die falsche Richtung läuft. Als Goebbels damals im Berliner Sportpalast die Leute fragte, ob sie eventuell ganz gerne den totalen Krieg mögen täten, hätten die Leute - statt im Chor "JA" zu brüllen - einfach mal die Klappe halten sollen. Solche Entscheidungen muss man doch erst mal überschlafen.
Natürlich weiss man nie im Voraus, wie alles weitergeht. Bei manchen weiss man es wiederum sehr wohl, zum Beispiel wenn zum Krieg aufgerufen wird. Und bei anderen weiss man es überhaupt nicht. Eine Denkpause sollte daher in jedem Fall und immer gestattet sein.
So viel für heute. Was diese Zeilen hier betrifft, wissen wir noch nicht, ob sie den letzten Eintrag einer 2003 begonnenen Serie bilden oder den ersten einer neuen Serie. In letzterem Fall sind sie ein Übergangseintrag und Pausenfüller. Was danach kommt, weiss keiner.
Vielleicht kommt es ja nur noch zu einem weiteren Pausenverlängerungseintrag. Wer weiss.
https://www.google.de/search?q=hans+imhoff+schriftsteller&safe=off&source=lnms&sa=X&ved=0ahUKEwjf5fSf1N_cAhXD-KQKHbb4BsoQ_AUICSgA&biw=1366&bih=631&dpr=1
https://bazonbrock.de/werke/detail/?id=3102§id=2721
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Donnerstag, 5. April 2018
Der Vater der Starköchin Sarah Wiener veröffentlichte vor fast 50 Jahren ein nicht nur für mich damals sehr wichtiges Buch mit dem Titel "Die Verbesserung von Mitteleuropa, Roman".
In seinem epochalen Werk, das alles andere als ein Roman ist, hat Oswald Wiener schon 1969 wichtige Entwicklungen vorhergesehen.
Die Kubakrise lag erst wenige Jahre zurück und die Berliner Mauer sollte noch ganze 20 Jahre lang bestehen bleiben. Die Ankündigung, dass das Ende des Kalten Krieges unausweichlich bevorstehe, klang da eher illusorisch.
Zentrales Thema von Oswald Wiener war die zunehmende Bedeutung der von dem Mathematiker Norbert Wiener einige Jahrzehnte zuvor begründeten Kybernetik, also der Regel- und (Selbst-)Steuerungstechnik (von griechisch κυβερνειν (kybernein) = "steuern"), auf der letztlich unsere gesamte Digitalisierung basiert.
Oswald Wiener befasste sich unter anderem mit den Bereichen Künstliche Erlebniswelten und Künstliche Intelligenz. Er sah Entwicklungen voraus, auf denen heute Augmented Reality, Google Glasses und Videospiele basieren.
Nachdem er zeitweise ein eigenes Lokal in Berlin betrieben hatte, lebt er heute zurückgezogen in Kanada.
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